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Club unabhängiger Liberaler
Der Club unabhängiger Liberaler vereint Mitglieder aus allen politischen Parteien, die sich der Pflege und Weiterentwicklung liberaler Werte verpflichtet fühlen. Die bewusste Offenheit gegenüber allen politischen Richtungen, verbunden mit dem persönlichen Bekenntnis der Mitglieder zu liberalem Denken, ist in Österreich einzigartig und prägt den besonderen Charakter des Clubs.
Der Club selbst wahrt parteipolitische Unabhängigkeit, ermutigt jedoch seine Mitglieder und Freunde ausdrücklich, sich individuell politisch zu engagieren – unabhängig davon, in welchem Umfeld. Er pflegt sowohl die Freiheitsideale der Französischen Revolution als auch die humanistischen und liberalen Traditionen des angelsächsischen Raums. Zugleich bietet er jenen liberalen Strömungen, die in der österreichischen Parteienlandschaft weniger stark vertreten sind – etwa der Österreichischen Schule der Nationalökonomie – eine geistige und politische Heimat.
Gegründet wurde der Club 1987 von Rainer Ernst Schütz, der bis zu seinem Tod im Sommer 2011 monatlich die Politischen Salons organisierte – Diskussionsforen für alle, die sich für Liberalismus und Marktwirtschaft interessieren. Unter der Präsidentschaft von Georg Vetter wird diese Tradition fortgeführt.
Generalleutnant Vodosek zu Gast im Club
Am 9. Oktober 2025 war Generalleutnant MMag. Harald Vodosek, Leiter der Direktion 5 (Beschaffung) im BMLV, im Club Unabhängiger Liberaler zu Gast und sprach zum Thema Landesverteidigung NEU – Mission vorwärts: rüstungspolitische und industriepolitische Aspekte.
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat sich für das österreichische Bundesheer einiges geändert. Wurde das Militär in den zurückliegenden Jahren finanziell systematisch ausgehungert, stehen unter dem Eindruck eines veränderten sicherheitspolitischen Paradigmas die Weichen nun auf Aufrüstung.
Generalleutnant Vodosek zeichnete zunächst ein umfassendes Bild der vom Generalstab identifizierten aktuellen Bedrohungslage. „Wir sind bereits in den Ukrainekrieg involviert.“ Eine hybride Kriegsführung ist längst im Gange – auch wenn das vielfach nicht beachtet wird. Vodosek spricht in diesem Zusammenhang etwa von rund 3.000 Hackerangriffen auf die Server des BMLV.
Gegenwärtig werde alles darangesetzt, um das Land möglichst rasch verteidigungsbereit – nicht kriegsbereit – zu machen. Nach Einschätzung des aktuellen Bedrohungsszenarios wurden entsprechende Beschaffungsprogramme bereits eingeleitet oder stehen kurz davor. Dabei geht es nicht darum, möglichst viele Panzer oder andere Waffen zu beschaffen (es bleibt bei dem einen bereits vorhandenen Panzerbataillon mit 58 Kampfpanzern deutscher Provenienz, deren Kampfwert allerdings gesteigert wird), sondern darum, sich auf denkbare künftige Bedrohungen mit den vorhandenen Mitteln möglichst bald und zweckmäßig vorzubereiten.
Österreich ist zwar nicht Mitglied der NATO (soll es nach den Vorstellungen Vodoseks auch nicht werden), steht aber in enger Kooperation mit dem westlichen Verteidigungsbündnis. Ein Betrieb der Eurofighter wäre ohne US-Unterstützung gar nicht möglich. Auch NATO-Transporte durch Österreich stellen nach Vodoseks Ausführungen kein neutralitätsgefährdendes Problem dar.
Die vornehmste Aufgabe der österreichischen Streitkräfte ist es – im Verbund mit den Blaulichtorganisationen und innerhalb einer „umfassenden Landesverteidigung“ – die liberale Demokratie Österreichs zu bewahren. Es liege an der Politik, letztlich aber an den wahlberechtigten Bürgern selbst, zu entscheiden, welcher Preis dafür bezahlt werden soll.
Zum Zweck der Erlangung der Verteidigungsbereitschaft werden derzeit 4.500 Beschaffungsvorgänge mit einem Volumen von 2,1 Mrd. Euro jährlich durchgeführt. Insgesamt ist für das Bundesheer zwischen 2023 und 2032 ein Budget von 55 Mrd. Euro vorgesehen. Hauptkostenfaktor bleibt – trotz stark steigender Kosten für die Beschaffung von Rüstungsgütern – das Personal. Derzeit dienen rund 16.000 Personen im Bundesheer. Die Mobilmachungsstärke liegt bei 55.000.
Auf dem Programm steht die Neubeschaffung von Transportflugzeugen, Lastenhubschraubern vom Typ Sikorsky UH-60 Black Hawk, 1.000 Lkw, von Steyr-Daimler-Puch in Simmering gefertigten ULAN-Schützenpanzern sowie die Anschaffung von leicht gepanzerten und bewaffneten Mannschaftstransportern vom Typ PANDUR, die ebenfalls von Steyr-Daimler-Puch in Wien gefertigt werden. Außerdem sollen Artilleriesysteme mit deutlich größerer Reichweite als jene der derzeit vorhandenen Panzerhaubitzen vom Typ M 109 gekauft werden.
Auch der Drohnenabwehr wird – eingedenk der Lehren aus dem Ukrainekrieg und den jüngsten Sichtungen im Luftraum mehrerer europäischer NATO-Staaten – einiges Gewicht beigemessen. So ist eine Kampfwertsteigerung der vorhandenen 35-mm-Oerlikon-Fliegerabwehrkanonen ebenso geplant wie die Neubeschaffung von Luftabwehrsystemen im Kaliber 30 mm. Auch die Teilnahme an der ESSI (European Sky Shield Initiative) ist vorgesehen.
All diese Beschaffungsvorgänge werden in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium im Zuge von Gegengeschäften abgewickelt, um eine möglichst hohe Inlandswertschöpfung sicherzustellen.
Auf die Frage nach der Akzeptanz all dieser Rüstungsausgaben im Hinblick auf die geringe Bereitschaft zur bewaffneten Landesverteidigung im Lande kontert Generalleutnant Vodosek mit dem Hinweis auf das große Engagement vieler Österreicher in freiwilligen Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen. Im Ernstfall erwartet er einen wesentlich stärkeren Verteidigungseinsatz der Bevölkerung, als Umfragedaten das erwarten lassen.
Auf die vielfach geäußerte Kritik an bestimmten Rüstungsprojekten angesprochen („Geben wir das viele Geld wirklich für die richtigen Projekte aus, oder bereiten wir uns nach wie vor auf die sprichwörtliche ‚Panzerschlacht im Marchfeld‘ vor, die es wohl niemals geben wird?“) räumt Vodosek ein, dass möglicherweise ein Kommunikationsdefizit vorliegt und man die Bürger künftig besser über die laufenden Projekte informieren sollte, um allgemeine Akzeptanz zu erreichen.
Fazit: Generalleutnant Vodosek vermittelt glaubhaft den Eindruck, das ihm nun in verhältnismäßig beachtlicher Höhe zur Verfügung stehende Rüstungsbudget so gut wie möglich einzusetzen, um die Sicherheit der Republik angesichts der geänderten militärischen Bedrohungslage (Stichwort „hybride Kriegsführung“) bestmöglich zu gewährleisten.
Andreas Tögel